Dominikaner

Dominikaner

Dominikaner, Orden der, gestiftet 1208–1216 von Dominikus; dieser war laut Hurter kein Guzmann, sondern ein 1170 zu Calarhoga in Altkastilien geb. Spanier minder edler, doch ehrbarer Abkunft. Nachdem er 9 Jahre Canonicus zu Osma gewesen, wurde sein geistlicher Vater Diego de Azevedo Bischof von Osma und vom König Alphons VI. von Castilien zu einer Gesandtschaft verwendet. Er wählte den D.us zum Begleiter. Beide lernten in Südfrankreich die manichäistische Sekte der Albigenser kennen, riethen den Bekehrern, mit ihren Predigten die Erneuerung des armen Lebens Jesu zu verbinden, gingen sammt den päpstlichen Legaten hierin im Beispiel voran, gründeten am Fuße der Pyrenäen das Kloster Prouille für den Unterricht armer Mädchen und als Mittelpunkt ihrer Bekehrungsbestrebungen und brachten durch ein Religionsgespräch zu Montreal viele Albigenser zur Kirche zurück. Diego zog 1207 predigend heim nach Osma und D.us stand mit Wenigen als letzte Stütze des Glaubens da. Nachdem in Folge von P. Castelnaus (s. d.) Ermordung der schreckliche Albigenserkrieg ausgebrochen, fand er immer mehr das einzige Heilmittel in einem Orden, der den Mönch mit dem Weltpriester verbinde und der Ketzerei mit den Waffen christlicher Liebe u. Wissenschaft entgegentrete. Er wanderte nach Rom, Innocenz III. gab dem Orden die Regel der Augustiner Canoniker mit den Zusätzen der Prämonstratenser, Honorius III. den Namen der Predigerbrüder, praedicatores, und das Recht allgemeiner Seelsorge. In Toulouse, nahe dem Schlosse des Grafen Raimund, erstand das erste D.erkloster, der Orden blühte rasch auf und gleichzeitig der weibliche Zweig, die sorores de militia Christi. Das Noviziat dauerte nur 1 Jahr, doch 9 Jahre die Vorbereitungszeit zum Predigt- u. Lehramt; 1217 u. 1218 ward der Orden bestätiget. In Rom war D.us mit Franz von Assissi bekannt geworden und bereit, seinen Orden mit hem der Franciskaner zu verschmelzen, doch hielt Franz dies nicht für zweckmäßig, die 2 Orden sollten auf verschiedene Weise das gemeinsame große Ziel der religiössittlichen Erneuerung des Volkes anstreben. Beide Orden traten einander noch näher, nachdem auf dem ersten Generalkapitel der D.er ihr Stifter sich und alle Mitglieder als Bettler erklärt hatte. Noch heute erneuern am Tage des heil. Dominik D.er u. Franciskaner das brüderliche Verhältniß ihrer Stifter. Nachdem Dominik die Klöster zu Rom und in den Universitätsstädten Paris u. Bologna gegründet, auch das Rosenkranzgebet eingeführt hatte, st. er am 4. Aug. 1221 mit Drohungen gegen künftiges Reichthumsuchen seines Ordens u. wurde 1234 canonisirt. Dante verherrlichte ihn als den Helden seines Jahrhunderts und ihm folgten seither die meisten berühmten Maler. Schon 1230 erhielt sein Orden Lehrstühle in Paris, und 200 I. waren Bettelmönche die berühmtesten Universitätslehrer: Thomas v. Aquin, Duns Skotus, Bonaventura. Noch weit größer war die Missionsthätigkeit der D.er in ganz Nordeuropa, Asien, seit Ludwigs d. H. Zeit, namentlich in der Mongolei u. in China. Schon 1280 kannte der Kapitän Hani ein D.kloster in Grönland, wohin 400 J. später die Holländer kamen. D. leiteten seit 1232 die Inquisition (s. Inquisition). In seiner Blüthezeit zählte der D.erorden bei 26000 Mitglieder. Streit mit Universitätslehrern und Weltgeistlichen, Fehden mit den Franciskanern und Parteiungen brachten ihn herab; doch blieb er im Ganzen seinem Stifter und seiner 1238 von Raimund von Pennafort vollendeten Verfassung weit getreuer als andere Orden. Für die Verluste in der alten Welt zur Zeit der Reformation entschädigte denselben die Entdeckung Amerikas, wo seit Las Casas bis heute der D.erorden Unsterbliches geleistet, und Indiens, wo er von den Jesuiten überflügelt wurde. Heutzutage bestehen 4 D.erklöster zu Rom, etwa 50 in Irland, 37 in Oesterreich, 16 in Polen, 1 in St. Petersburg, zu Uden in Holland, Tirlemont in Belgien, andere in Italien und Amerika, besonders in Mexiko, zusammen mit etwa 3000 Mönchen. D.erinen zählt man 12–1300 im Mutterkloster Prouille, in Rom, Oesterreich, in der Schweiz und Amerika. Lacordaire strebt den Orden in Frankreich wieder einzuführen und beschrieb das Leben des Stifters, trefflich übersetzt, Landshut 1841.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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