Gottesfriede

Gottesfriede

Gottesfriede, heißt im allgem. der Zustand des in Gott befriedigten Gemüthes, näher aber die Treuga Dei, d.h. der Inbegriff jener Einrichtungen, wodurch die Kirche das Faust- u. Fehderecht zu beschränken trachtete, im engsten Sinne die Zeit, innerhalb deren die Waffen ruhen mußten. Der wilde Sinn der bekehrten heidnischen, namentlich der german. Völker (Blutrache) konnte nur sehr langsam und allmälig geschwächt werden; ein lockerer Staatsverband, die Schwächung der königl. Gewalt durch die größeren Vasallen, die Unmöglichkeit od. Schwierigkeit sein Recht zu erhalten, förderten die Fortdauer des Fehderechts. Der Landfriede von 1158, wornach bei Strafe des Stranges zuerst bei Gericht Hilfe gesucht und die Fehde 3 Tage vor ihrem Beginn angekündigt werden sollte, blieb ziemlich wirkungslos. Der G., den die Kirche vermittelte, brachte aus kleinen Anfängen Größeres zuwege. Schon 994 erhob sich eine Synode von Limoges gegen ungerechte Fehden, 1016 noch wirksamer das Concil von Orleans; das Elend der Jahre 1028–30 machte die Menschen dem G.n geneigt und 1031 suchten die aquitanischen Bischöfe denselben allgemein zu machen. Das Fehderecht wurde auf gewisse Tage beschränkt, 1041 auf die Zeit vom Sonnenaufgang des Montages bis zum Sonnenuntergang am Mittwoch; 1095 dehnte die Synode von Clermont den G. auf die Zeit vom Advent bis Epiphanie u. vom Beginn der Fasten bis 8 Tage nach Pfingsten aus. Des frühen Schutzes gottgeweihter Orte durch die Treuga Dei wurden immer mehr Festtage theilhaftig, aber je mehr Excommunication u. Interdicte ihre Wirksamkeit verloren, desto mehr traten an die Stelle des G.ns der Kirche die Landfrieden (s. d.) des Staates, bis dieser stark genug war, dem Fehderecht des Einzelnen ganz ein Ende zu machen.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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  • Gottesfriede — (Pax s. Treuga Dei, Trewa Dei, franz. Trève de Dieu), im Mittelalter ein kirchliches Friedensgebot, wodurch das Fehderecht für bestimmte kirchlich geheiligte Tage und Zeiten und bezüglich gewisser Personen und Sachen beschränkt wurde. In… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gottesfriede — (lat. Treuga Dei), das Verbot der Fehden für die Zeit von Mittwoch abend bis Montag früh, zuerst in Südfrankreich im 11. Jahrh. eingeführt, später auf Konzilien ausdrücklich angeordnet und auch auf festliche Zeiten, auf Kirchen, Hospitäler und… …   Kleines Konversations-Lexikon

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  • Gottesfriede — Gọt|tes|frie|de 〈m. 26; unz.; im MA〉 kirchl. Verbot der Fehde an bestimmten Tagen; Sy Pax Dei, Treuga Dei * * * Gottesfriede,   lateinisch Pạx Dei, Religionsgeschichte: der befristete Waffenstillstand zwischen kämpfenden Gruppen zu den Zeiten… …   Universal-Lexikon

  • Gottesfriede — Der Gottesfrieden (lateinisch pax Dei) in Verbindung mit der Waffenruhe Gottes (Treuga Dei) ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von weltlicher und geistlicher Macht im Mittelalter und stellt die Anfänge einer europäischen Friedensbewegung dar.… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottesfriede: Endzeiterwartung und Friedenssuche —   Gegen Ende des 10. Jahrhunderts, in den unsicheren Zeiten, die mit der Ohnmacht der französischen Könige einhergingen, wurden Konflikte in einer Vielzahl von Adelsfehden auf dem Rücken der sozial Schwächsten ausgetragen, anstatt in ordentlichen …   Universal-Lexikon

  • Christian Endeavour — Logo des Deutschen EC Verbandes Entschieden für Christus (EC), im englischen Sprachraum Christian Endeavour (CE), ist ein internationaler christlicher Jugendverband. Seine Aufgabe sieht er in der Weiterverbreitung der christlichen Botschaft. Dies …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher EC-Verband — Logo des Deutschen EC Verbandes Entschieden für Christus (EC), im englischen Sprachraum Christian Endeavour (CE), ist ein internationaler christlicher Jugendverband. Seine Aufgabe sieht er in der Weiterverbreitung der christlichen Botschaft. Dies …   Deutsch Wikipedia

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