Japan

Japan

Japan, asiat. Reich, aus großen und einer Menge kleiner Inseln bestehend (Nipon mit 5000. Kiusiu mit 1300. Sikokf mit über 800 QM.), erstreckt sich gegen 300 Ml. von Süden nach Norden u. hat deßwegen verschiedenes Klima, im Ganzen genommen ein kälteres als die geographische Lage erwarten ließe. Die meisten Inseln sind gebirgig, viele Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt, mit vielen thätigen Vulkanen. Das Meer ist stürmisch, bildet viele herrliche Buchten und ist außerordentlich voll von Fischen. Die Inseln sind nicht reich weder an zahmen noch an wilden Thieren; der ungemein verständig u. fleißig angebaute Boden aber liefert Reis, Getreide, Hülsenfrüchte, mannigfaltiges Obst, auf den südl. Inseln Baumwolle, Seide. Bambus u.s.w. J. ist reich an Gold und an vortrefflichem Kupfer, an Eisen, Zinn, Porzellanerde. Schwefel und Steinkohlen, dagegen arm an Salz, das zum Theil durch den Genuß der Rettige ersetzt wird. Das ganze Reich wird auf 12500 QM. und die Bevölkerung auf 30–40 Mill. angeschlagen. Die J. esen, ein Mischvolk mongolischer u. malayischer Race, sind kräftig, verständig, fleißig, sehr muthig, so höflich als feingebildete Europäer. aber auch rachsüchtig u. wollüstig. Sie haben eine eigene Gelehrtensprache u. eine Volkssprache, dreierlei Schriften, die eine für die höhere Literatur, die andere für die Glossen, die dritte für die Volkssprache. Ebenso gibt es 3 Religionen, nämlich die altjapanische, welche ein Polytheismus ist. wie sich derselbe in der Regel bei den weniger rohen Völkern noch immer gefunden hat; der Buddhaismus, der im 6. Jahrh. einwanderte, und die Religion des Confucius. Die Bildung ist allgemein verbreitet, doch sind den J.esen die mathematischen und physikalischen Wissenschaften der Europäer fremd. Der Ackerbau und Bergbau steht auf einer ungemeinen Höhe, ebenso übertreffen sie die Europäer in vielen gewerblichen Künsten, liefern unter anderem die besten Hieb- und Stichwaffen auf der Welt, kennen aber das europäische Maschinenwesen so wenig, daß sie noch jetzt mit Holzplatten drucken. Die Regierung ist despotisch; der Kaiser, der Mikado oder Daïri Sama, aus der Dynastie der alten Eroberer J.s, ist das geistliche Oberhaupt, wird göttlich verehrt, muß aber immer in seinem Palaste bleiben und gewissen Ceremonien obliegen, hat zur eigenen Regierung des Landes nichts zu sagen, Unter seinem Namen befiehlt der Siogun, das weltliche Oberhaupt, dessen Wille höchstes Gesetz ist (Kubo heißt er, wenn er zu Gunsten seines erbberechtigten Sohnes abgedankt hat, was oft geschieht); die Lehensfürsten in den Provinzen halten zwar eigene Kriegsmacht und erheben Abgaben für sich, müssen aber 6 Monate in der Residenz des Siogun zubringen und die andern 6 ihre Familie dort lassen. Man unterscheidet 8 Stände: die Fürsten, den Adel, die Geistlichen, die Krieger, die Kaufleute, die Handwerker u. Künstler, die Bauern u. Taglöhner. Die Kriegsmacht sehr stark. Waffen und Munition der Artillerie jedoch schlecht, die Befestigungskunst unbeholfen. Die alte Geschichte J.s ist unbekannt; die Urbewohner, Ainos, scheinen malayischen Stammes zu sein, die sich seit dem 5. Jahrh. mit chines. Colonisten mischten, aus welcher Zeit die Entwicklung der japan. Cultur datirt. Der Gründer der ersten Dynastie war Simnu um die Mitte des 7. Jahrh. nach Chr., dessen Nachfolger, die Mikadoʼs, zugleich die Oberpriester waren. aber schon im 12. Jahrh. riß ein Kronfeldherr die Regierungsgewalt an sich u. wurde der erste Siogun, der Adel aber fast unabhängig. Die erste Kunde von J. gelangte am Ende des 13. Jahrh. durch den Venetianer Marco Polo nach Europa. seit 1542 unterhielten die Portugiesen einen sehr lebhaften Handelsverkehr mit J. und siedelten sich zahlreich auf den Inseln an; viele hohe Adelige u. eine große Masse Volks wurden von den Jesuitenmissionären zum Christenthume bekehrt, so daß J. demselben gewonnen schien. Leider gestaltete sich aber der Unterschied der Religion zu einer politischen Parteiung, als viele Adeligen 1580 den vom Kaiser ernannten Siogun, Ijejas, nicht anerkennen wollten, weil er ein Bauernsohn war. Dieser aber siegte und beschränkte den Mikado auf jenen Schatten kaiserl. Gewalt. welcher demselben bis heute geblieben ist; dieser Ijejas ist der Stifter der jetzt noch herrschenden Dynastie. Damit war zugleich der Anfang einer Christenverfolgung gemacht, welche 2 Mill. das Leben gekostet haben soll; die einen wurden hingerichtet, die andern fielen mit den Waffen in der Hand, die letzten 1638 in der Festung Simhara nach verzweifelter Gegenwehr. Die Holländer unterstützten den Siogun bei der Vernichtung der japan. Christen, verleugneten ihr Christenthum so sehr, daß sie sich dazu verstanden auf ein Kreuz zu treten und wurden zum Verkehre mit J. zugelassen, jedoch schon sehr frühe auf ihre Faktorei im Hafen von Nangasaki beschränkt und wie die Chinesen, die ebenfalls Zutritt erhielten, bis heute sehr verächtlich behandelt. Alle andern Fremden wurden ausgeschlossen, selbst J.esen, welche auf ihren Schiffen durch Sturm verschlagen mit Fremden in Berührung kamen, durften bei Todesstrafe nicht mehr heimkehren. Neuere Versuche der Engländer u. Russen, die kaiserl. Regierung zu einer Milderung des Fremdengesetzes zu bewegen, hatten keinen Erfolg u. erst die friedliche Expedition des nordamerikan. Commodore Perry erlangte die Oeffnung des Hafens Samodi auf der Insel Nipon u. des von Chikatara auf der Insel Jeso. (Die besten Nachrichten über J. haben wir von den Jesuitenmissionären, von Ph. F. v. Siebold, einige interessante Notizen von K. Heine, der Perrys Geschwader begleitete.)


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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