Vögel

Vögel

Vögel, lat. aves, warmblütige Wirbelthiere, bilden die 2. Klasse des Thierreichs u. zeigen in ihrem Bau die größte Uebereinstimmung, mit 2 Füßen, 2 Flügeln, hornigem Schnabel und Federbedeckung, Eier mit harter Schale legend. Die Halswirbel sind zahlreicher als bei den Säugethieren u. sehr beweglich miteinander verbunden, die Rückenwirbel dagegen fest. Das Brustbein stark entwickelt mit kammförmigem Vorsprunge zum Ansatz der kräftigen Flugmuskeln; die beiden Schlüsselbeine zum Gabelknochen verbunden, durch den die Schultern gestützt und die Flügel auseinangehalten werden. Die hintern Gliedmaßen, die Beine, haben kurze, am Leib anliegende Oberschenkel; Schienbein und Wadenbein des Unterschenkels sind verwachsen und statt der Fußwurzelknochen ist nur ein einziger Knochen, der Lauf, an welchem die Zehen eingelenkt sind. Zehen meist vier, wovon 3 nach vornen, der Daumen nach hinten gerichtet ist; bei den Kletter-V. n stehen 2 nach vorn und 2 nach hinten; einige haben blos 3 Zehen, die dann meist nach vorn gehen, der Strauß blos 2. Die Zehen sind entweder alle frei, oder mit sich selbst od. durch Spannhäute verwachsen, bei den Schwimm. V.n mit mehr oder weniger vollkommenen Schwimmhäuten. Eben so verschieden nach ihrer Bestimmung sind die Krallen. Die vordern Glieder, Flügel, zeigen eine verkümmerte Hand mit 2 Handwurzel-, einem Mittelhandknochen u. 3 Fingern, dem Daumen (auch Afterflügel genannt), dem Mittelfinger (der längste) und dem kleinen Finger, der oft auch mit dem vorigen verwachsen ist. An diesen Fingern u. am Vorderarm sind die langen Schwungfedern befestigt; die kleineren über diesen liegenden heißen die Deckfedern. Den Schwungfedern an Größe ähnlich sind die Schwanz- oder Steuerfedern, welche zugleich mit jenen die Flugbewegung vermitteln. Außerdem bedeckt den ganzen Körper ein Federkleid, bestehend aus weichen Flaumfedern und etwas stärkern und steifern, die dachziegelförmig sich über die erstern herlegen (Deckfedern). Sehr verschieden ist die Bildung des Schnabels, der ihnen theils zum Ergreifen und Zerhacken der Nahrungsmittel, theils als Waffe u. Werkzeug der Reinlichkeit dient. Besonders stark entwickelt ist die Brust mit sehr ausgebildeten Lungen und sehr vollkommener Athmung, welche den V.n eine höhere Blutwärme verleiht. Der Kreislauf ist doppelt, das Herz hat 2 Vorhöfe und 2 Kammern. Der Magen ist bei vielen außerordentlich muskulös, so bei den Körnerfressern, bei den Fleischfressern häutig, oft mit einem Vormagen versehen; als eine andere Art Vormagen findet sich bei vielen ein kugeliger Sack an der Speiseröhre (Kropf). Eine Harnblase findet man nur beim Strauß, bei allen andern V.n ergießt sich der Harn in eine Erweiterung des Mastdarms (Kloake), in die sich auch die Samen- und Eileiter münden. Brust u. Bauch sind durch kein Zwerchfell getrennt. Alle V. haben 5 Sinne. Am schwächsten ist der Geschmacks- und der Tastsinn, letzterer nur bei einigen mit weichem Schnabel ziemlich stark, so bei den Enten, Schnepfen, Strandläufern. Das Gesicht ist scharf, das Auge hat eine sehr erhabene Hornhaut und ein drittes Augenlid (Nickhaut). Gehör scharf und sein. Geruchssinn nur bei den Raub-V.n stark entwickelt. Fortpflanzung durch hartschalige Eier, die sie in ein mehr oder weniger kunstreich gebautes Nest legen u. durch eigene Brutwärme ausbrüten; nur bei wenigen geschieht das Ausreisen durch die Sonnenwärme. Die Zahl der Eier von 1 bis zu 40 und 50. Die aus dem Ei geschlüpften Jungen sind bei einigen völlig nackt, bei andern mit zartem Flaum bedeckt, den sie mit dem Erscheinen der wahren Federn nach und nach verlieren. Auch hat das erste Federkleid häufig eine andere Farbe als das spätere. Erwachsene V. wechseln alljährlich ihr Gefieder, manche zweimal (Mauser). Die Verbreitung der V. geht über die ganze Erde. Nach dem Beibehalten od. der Veränderung ihres Aufenthaltsortes theilt man die V. in Stand-, Strich- u. Zug-V. Die Stand-V. bleiben das ganze Jahr in derselben Gegend, während die Strich-V. der Nahrung wegen die Gegend von Zeit zu Zeit wechseln, die Zug-V. aber periodisch große Wanderungen in ferne Länder machen. Das Zierliche ihrer Gestalt, die Anmuth und Lebendigkeit ihrer Bewegungen, ihre Farbenpracht und ihr oft herrlicher Gesang machten die V. von jeher zu Lieblingen der Menschen, abgesehen von ihrem bedeutenden ökonomischen Nutzen durch ihr Fleisch, ihre Eier u. Federn u. durch Vertilgung schädlicher Insekten. Die Eintheilung der V. ist viel schwieriger als bei den Säugethieren, indem sie wenigere u. nicht so stark unterscheidende Kennzeichen unter sich haben. Schinz hat folgende 14 Ordnungen: I. Raubvögel (Rapaces). II. Allesfresser (Omnivorae). III. Insektenfresser (Insectivorae). IV. Körnerfresser (Granivorae). V. Paarzeher od. Klettervögel (Zygodactyli). VI. Heftzeher (Anisodactyli). VII. Eisvögel (Alcyones). VIII. Schwalbenartige (Chelonides). IX. Tauben (Columbinae). X. Hühner (Gallinae). XI. Läufer (Cursorii). XII. Wadvögel (Grallatores). XIII. Lappensüßer (Pinnatipedes). XIV. Schwimmvögel (Palmipedes).


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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