Epilepsie

Epilepsie

Epilepsie, auch Staupe, Fallsucht, böses Wesen, eine chronische Nervenkrankheit, welche in einzelnen Krampfparoxysmen mit gänzlicher Empfindungs- und Bewußtlosigkeit auftritt. Kommen solche Anfälle einzeln vor als Begleiter acuter Krankheiten, wie bei Kindern u. im Wochenbette, so heißen sie Eklampsie. Der einzelne epileptische Anfall tritt entweder plötzlich ein, oder es gehen demselben Vorempfindungen voraus, darunter besonders ein eigenthümliches Gefühl von kaltem oder heißem Anwehen (Aura epileptica), von unten nach oben zum Gehirn steigend. Beim Anfalle selbst stürzt der Kranke mit einem Schrei nieder mit plötzlichem Verluste der Empfindung und des Bewußtseins, es kommen Krämpfe der verschiedensten Art, allgemeine und theilweise, verzerrtes Gesicht, eingeschlagene Daumen; nach 1/41/2 stündiger Dauer endet der Paroxysmus in einem tiefen Schlaf, aus dem der Kranke mit Bewußtsein u. Empfindung, aber noch längere Zeit matt und verdrossen, erwacht. Diese Anfälle folgen in Zwischenräumen von Monaten, Wochen od. Tagen, u. können selbst tödtlich enden durch Schlagfluß oder bedeutende Verletzung. Die Gesammtkrankheit ist von unbestimmter, meist langer Dauer, benachtheiligt endlich das Allgemeinbefinden u. geht häufig in Blödsinn, Geisteskrankheiten etc. über. Die entfernteren Ursachen der Krankheit sind mannigfaltig, die Anlage dazu entweder ererbt, angeboren od. erworben, besonders durch Trunk- u. Geschlechtsausschweifungen. Die nähern Veranlassungen zum Ausbruche der E. sind dann namentlich heftige Gemüthsbewegungen, gastrische Reize, Würmer, Reizungen der Genitalien, gestörte Blutflüsse etc. – Die Behandlung während des Anfalles erfordert kein direktes Einschreiten, bloß Sorge, daß sich der Kranke nicht verletze, Lösung der beengenden Kleider; Arzneien u. Riechmittel sind unnöthig, das Umbinden der Glieder u. das Ausbrechen der eingeschlagenen Daumen nachtheilig. Aderlaß nur bei drohendem Schlagfluß. Zur Behandlung der Gesammtkrankheit gehört vor allem genaue Erforschung und möglichste Beseitigung der ursächlichen Uebel, geordnete Diät, Verhütung aller Gelegenheitsursachen, schonende Behandlung. Wie bei allen schwer heilbaren Krankheiten steht auch der Behandlung der E. eine große Zahl specifischer Mittel zu Gebot, die aber eben so unzuverlässig als mannigfaltig sind, darunter besonders: Zinkblumen, Kupfersalmiak, salpetersaures Silber, Baldrian, Pomeranzenblätter, Indigo, Moschus, Brechnuß etc.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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