Glosse

Glosse

Glosse, griech.-deutsch, die Erklärung eines dunkeln Worts; Glossator, der Erklärer; Glossarium, Sammlung solcher Erklärungen. G. in der span. Poesie eine Dichtung im Versmaß der Decime; einzelne nicht zum Gedicht gehörige Verse werden als Thema gegeben, so daß in der G. jeder Vers des Themas am Ende der Strophen nach der Reihenfolge derselben vorkommt. In der Rechtssprache ist G. Anmerkung. Im Mittelalter fügten die italien. Juristen (zu Pisa u. Bologna) dem Texte des Justinianeischen Corpus juris Bemerkungen bei, entweder kleinere über den Zeilen (Interlinear-G.) oder größere außen am Rande (Rand-G.). Der erste und letzte, zugleich die beiden berühmtesten Glossatoren waren Irnerius († 1140) und Accursius († 1260). Letzterer sammelte die verschiedenen G.n und so entstanden die glossirten Ausgaben des Corpus juris, d.h. Text sammt den G.n Durch die G. wurde auch der äußere Umfang der Giltigkeit des Röm. Rechts in Deutschland bestimmt: quod non agnoscit glossa, id nec agnoscit curia. Doch streitet man sich über den Grund dieses Satzes u. ob überhaupt eine solche verbindliche Regel existire.


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  • Glosse — Sf prägnanter schriftlicher Kommentar, Randbemerkung per. Wortschatz fach. (13. Jh.), mhd. glōse Entlehnung. Ist entlehnt aus l. glōssa, dieses aus gr. glõssa Sprache, eigentümlicher Ausdruck , eigentlich Zunge . Zunächst Bezeichnung für ein… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Glosse — »erklärende, deutende, spöttische Randbemerkung« (auch als polemische feuilletonistische Kurzform): Das Fremdwort wurde zwar schon in mhd. Zeit (glōse) aus lat. glossa entlehnt, später aber in der Schreibung an die klass. lat. Lautform… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Glosse — (v. gr.), 1) bei griechischen Schriftstellern ein provincielles, unbekanntes, dunkeles, der Erklärung bedürfendes Wort; dagegen in literaturhistorischem Sinne das so erklärende Wort; sie wurde gewöhnlich in den Handschriften auf dem Rande der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Glosse — (griech., »Zunge«), Mundart, Dialekt; dann Bezeichnung für Ausdrücke, die einer besondern Mundart angehörten, Provinzialismen, veraltete und daher leicht unverständliche und einer Erklärung bedürftige Wörter, fremdländische Ausdrücke etc.; später …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Glosse — (grch., »Zunge«, »Sprache«), ursprünglich ein zu erklärendes dunkles, bes. veraltetes Wort, dann die Erklärung selbst (auch Glossēm genannt); im gewöhnlichen Leben s.v.w. tadelnde Bemerkung; Glossātor, Erklärer dunkler Worte; Glossarĭum, Sammlung …   Kleines Konversations-Lexikon

  • glosse — ● glosse nom féminin (grec glôssa, langue) Chacune des deux pièces buccales symétriques dont l union forme la langue chez les insectes (guêpe, abeille) …   Encyclopédie Universelle

  • -glosse — gloss(o) , glosse ♦ Éléments, du gr. glôssa « langue ». glosse, gloss(o) éléments, du gr. glôssa, langue . ⇒ GLOSSE, élém. formant Élém. formant issu du gr. (att. ) « langue », servant à construire, avec un 1er terme directement ou indirectement… …   Encyclopédie Universelle

  • Glosse — Eine Glosse (von altgriechisch γλῶσσα, glóssa, „Zunge, Sprache“, über lateinisch glossa) ist eine Erklärung eines schwierigen Wortes oder einer Textstelle, eine in der deutschen Romantik zeitweise nachgeahmte spanische Gedichtform des 17.… …   Deutsch Wikipedia

  • Glosse — Randbemerkung; Persiflage; Überzeichnung; Überspitzung; humoristische Verarbeitung; Parodie; Satire; Karikatur; Übertreibung * * * Glos|se [ glɔsə], die; , n: [spöttische] Randbemerkung, Kommentar: die beste …   Universal-Lexikon

  • Glosse — Glossen machen: tadelnde oder spöttische Bemerkungen zu etwas machen. Die Wendung ist in dieser Bedeutung seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts literarisch belegt und auch in die Mundarten eingedrungen. ›Der muß wieder seine Glossen machen‹ sagt… …   Das Wörterbuch der Idiome

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