Hexe

Hexe

Hexe (aus dem altd. Hagapus), nach einem lange dauernden bei allen abendländischen Völkern vorkommenden Wahne ein Weib, das mit einem Teufel Buhlschaft treibt u. von demselben die Macht erhält, andern Menschen durch Zauberei zu schaden. Der Name wie der Glaube stammt von den alten Deutschen, welche dem weibl. Geschlechte die Gabe der Weissagung u. Beschwörung zutrauten, was sich bei dem allmäligen Aufhören des Heidenthums, das aber als Aberglauben beständig fortwirkte, in den Versuch der H.rei und in den Glauben an H.rei verwandelte. Daß wirklich H.rei versucht wurde, beweist unsere eigene Zeit, die trotz aller Aufklärung weniger selten als gewöhnlich angenommen wird zu dem Unwesen zurückkehrt (wie es noch in einigen Gegenden im Volksglauben wurzelt, zeigen z.B. manche Erzählungen bei Jerem. Gotthelf), u. unverwerfliche Zeugnisse aus frühern Jahrhunderten; so erklärt es sich auch, warum kirchliche u. bürgerliche Gesetze mit den schärfsten Strafen einschritten. Daß der Glaube an H.rei zeitenweise zu einer förmlichen Wuth ausartete, ist leider nur zu gewiß. namentlich vom 15. bis zum 18. Jahrh., in Deutschland besonders nach dem 30jähr. Kriege. Viele Tausend Weiber wurden ein Opfer der H. n-Probe (mit zusammengebundenen Daumen u. großen Zehen wurden die Angeschuldigten langsam in einen Fluß oder Teich gelegt; sanken sie nicht ganz unter, so waren sie schuldig) oder des Scheiterhaufens; vielmal wurde das Geständniß durch die Folter ausgepreßt, oft aber bekannten sie sich des Umgangs mit dem Teufel, der Theilnahme am H.nsabbath u. H.ntanz in der Walpurgisnacht (1. Mai), mit Aufzählung aller möglichen Einzelnheiten für schuldig, was nur erklärlich ist, wenn man annimmt, daß damals eine epidemische Geisteskrankheit bei den Weibern geherrscht habe. Die Jesuiten Tanner u. Spee traten zuerst um die Mitte des 17. Jahrh. mit Nachdruck gegen die H.nverfolgungen auf (vergl. dagegen Carpzow), gegen Ende desselben Prof. Thomasius, aber erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts führten die Gesetzgebungen in den meisten Staaten das Ende der H.nprozesse herbei. (Soldan, Gesch. der H.nprozesse, Stuttg. 1843.)


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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  • Hexe [1] — Hexe (lat. Striga), 1) in alter Zeit weissagende Frauen, die in Verbindung mit den Opfern, Volksversammlungen u. vermeintlich mit der Geisterwelt standen, daher sie zusammenkamen u. in Kesseln kochten, um dann aus dem Kessel zu weissagen; vgl.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hexe — Sf std. (10. Jh.), mhd. hecse, ahd. hazissa, hagzussa u.ä., mndl. hagetisse Stammwort. Aus wg. * haga tusjō (o.ä.) f. Hexe , auch in ae. hægtesse. Der erste Bestandteil ist Hag, das an das Gehöft angrenzende, aber nicht mehr voll zu ihm gehörende …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Hexe — [Wichtig (Rating 3200 5600)] Bsp.: • Madhur spielt die Rolle einer Hexe …   Deutsch Wörterbuch

  • Hexe [2] — Hexe, 1) (Nachtschwalbe, Ziegenmelker, Caprimulgus), Gattung der spaltschnäbeligen od. langflügeligen Singvögel; 2) (Trochus magus), Art Kreiselschnecke, über einen Zoll dick, mit stumpfen Knoten, weiß, mit rothen, gebogenen Streifen; im Rothen… …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Hexe — Hexe, im german. Altertum eine weissagende Frau, im Mittelalter Weib, das angeblich kraft eines Bündnisses mit dem Teufel auf Menschen und Tiere schädlich einzuwirken vermochte. Dieser Glaube wuchs bes., seitdem die Inquisition im 13. Jahrh. die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hexe — Eine Hexe ist im Volksglauben eine mit Zauberkräften ausgestattete, meist weibliche, heil oder unheilbringende Person, die im Rahmen der Christianisierung häufig mit Dämonen oder dem Teufel im Bunde geglaubt wurde. Zur Zeit der Hexenverfolgung… …   Deutsch Wikipedia

  • Hexe — 1. Den Hexen hilft das Leugnen nicht, man erkennt sie am Gewicht. Im Jahre 1729 wurden nach den Berichten Kaysslers (Forts. Neuester Reisen) zu Segedin in Ungarn der Stadtrichter mit seiner Frau und 34 Personen lebendig verbrannt. Der… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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