Himmel [1]

Himmel [1]

Himmel, bezeichnet den Horizont, der sich über uns wölbt; alsdann das Firmament, die Gestirnwelt, ferner die ganze Schöpfung mit Ausnahme unseres Erdballes, endlich den Aufenthalt Gottes, der Engel u. Seligen. Die Ansichten über d. H. in letzterer Beziehung sind je nach den verschiedenen Religionen sehr verschieden, stimmen jedoch darin ziemlich überein, daß der H. ein den gegenwärtigen Wohnsitzen und Zuständen der Menschen fernliegender, jedenfalls freudenvoller Ort oder Zustand sei. Die alten Hebräer nahmen 3 H. an, nämlich einen der Luft, den H. schlechtweg, dann einen 2. der Sternenwelt, das Firmament, endlich 3. den H. der H., nämlich den Wohnort Gottes und der Engel. Das apokryphische Testament der 12 Patriarchen sowie die Kabbalisten kennen 7 H., ebenso die Mohammedaner, die sich denselben als ein unermeßliches Gebäude mit 7 Stockwerken denken. Im Christenthum ist über das Wo des H.s nichts offenbart, der H. begann mit Christi H.-fahrt und da in denselben der Idee Gottes entsprechend nichts Unreines eingehen kann, so gelangen nach der Kirchenlehre nur diejenigen sofort in den H., welche getauft sind u. ohne Sünde sterben (vgl. Fegfeuer, Hölle). Die von Origenes aufgebrachte und in neuerer Zeit wieder aufgewärmte Vorstellung, als ob es einen Fortschritt im H. gebe, widerspricht schon an und für sich dem Begriff des H.s u. wurde von der Kirche längst verworfen. Laut ihrer Lehre haben die H.sbewohner den Vollgenuß der Seligkeit, jedoch mit Unterschieden und Stufen, die der Individualität sowie den sittl. Verdiensten eines Jeden entsprechen und deßhalb auch den Vollgenuß der Seligkeit nicht stören. Den von Paulus (II. Kor. 12, 2–4) erwähnten 3. H. erklären die Theologen als den Zustand der höchsten Fülle von Erkenntniß und Liebe Gottes u. daraus fließender Seligkeit.


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  • Himmel — Sm std. (8. Jh.), mhd. himel, ahd. himil, as. himil Stammwort. Wie afr. himel, himul durch Suffix Ersatz (oder Dissimilierung) aus älterem g. * himena m. Himmel entstanden. Dieses zeigt sich in gt. himins, anord. himinn; während ae. heofon, as.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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  • Himmel [2] — Himmel, Friedrich Heinrich, geb. 20. November 1765 zu Treuenbrietzen im Brandenburgischen; studirte in Halle Theologie, widmete sich aber, vom König Friedrich Wilhelm II. als geschickter Klavierspieler unterstützt, in Dresden unter Naumann, dann… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Himmel [2] — Himmel, Friedrich Heinrich, Klavierspieler und Komponist, geb. 20. Nov. 1765 in Treuenbrietzen, gest. 8. Juni 1814 in Berlin, studierte in Halle Theologie, dann aber mit Unterstützung König Friedrich Wilhelms II. in Dresden unter Naumann Musik.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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