Infusorien

Infusorien

Infusorien, Infusionsthierchen, Aufgußthierchen, die mit bewaffnetem Auge sichtbaren, kleinsten Thierchen, die sich in Aufgüssen von Thier- od. Pflanzenstoffen erzeugen, entdeckt durch Leeuwenhoek um 1660; um ihre Beobachtung machten sich besonders verdient der Däne Otto Müller gegen Ende des vorigen Jahrh., in neuester Zeit Ehrenberg. Die I. finden sich in Gewässern aller Art, besonders in stehenden, in Torfmooren, in sich zersetzenden thierischen Flüssigkeiten, wie Eiter, Jauche, im Zahnbeleg etc. Ihre Kleinheit ist außerordentlich, die kleinsten bis zu 1/2000''', die größten jedoch bis zu 1/101/2'''. Der Körper besteht aus gleichförmiger schleimiger Substanz, von verschiedener Gestalt, meist kugelig oder eiförmig, ohne Glieder, aber mit verschiedenartigen Fäden od. Häärchen besetzt, mit denen sie fortsteuern und die bei einigen eine Art Räderorgan bilden; sie sind in beständiger Bewegung. Die Ernährung geschieht bei den kleinsten nur vermittelst Einsaugung; die vollkommenern, mit einem Darm versehenen, nehmen auch Nahrung durch den Mund zu sich, die aus noch kleinern I. besteht. Ihre Lebensdauer ist kurz, höchstens einige Wochen; die Fortpflanzung geschieht durch Eier od. Selbsttheilung, mit erstaunlich schneller Vermehrung, bei manchen bis zu vielen Billionen in einem Tage. Viele haben einen aus Kieselerde bestehenden Panzer, der nach ihrem Absterben zurückbleibt; bereits an vielen Orten wurden ganze Lager von großer Ausdehnung gefunden, die aus solchen Panzern theils vorweltlicher theils noch lebender I.-Arten bestehen, das größte in der Lüneburger Haide; Berlin selber steht zum großen Theil auf einem Torfboden mit lebenden I. Die Arten der I. sind äußerst zahlreich; Ehrenberg theilt sie in 3 Ordnungen: Räderthiere mit vollkommenem Darm, darmführende I. ohne Räderorgane u. darmlose I.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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  • Infusorĭen — (Infusionstierchen, Aufgußtierchen, Infusoria), Klasse der Protozoen, im Wasser lebende, sehr kleine Tiere mit Wimpern als Bewegungswerkzeugen, in der Regel mit Mund und After, pulsierender Blase (Vakuole) und meist einem, seltener vielen Kernen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Infusorien — (Infusoria), s. Infusionsthierchen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Infusorien — Infusorĭen, Infusions oder Aufgußtierchen (Infosorĭa), Klasse der Protozoen, mikroskopisch kleine, bestimmt geformte Urtiere, deren Körper durch eine Membran (Cuticula) begrenzt und mit zur Bewegung dienenden Wimpern besetzt ist, an deren Stelle… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Infusorien — Als Infusorien (lateinisch Infusoria) oder Aufgusstierchen bezeichnet man kleine, sich z. B. im Aufguss von pflanzlichem Material entwickelnde Tierchen (z. B. Flagellaten, Wimpertierchen, Amöben). In Aquarien werden sie mitunter… …   Deutsch Wikipedia

  • Infusorien — Infusori|en   [zu lateinisch infundere, infusum »hineingießen«], Singular Infusorium das, s, die Aufgusstierchen …   Universal-Lexikon

  • Polypenartige Infusorien — Polypenartige Infusorien, nach Oken Zunft derjenigen Infusionsthierchen, welche einen vollkommenen Darm, mit vorderer u. hinterer Öffnung u. mit vielen magenähnlichen Blindsäcken haben, bei Ehrenberg Polygastrica enterodela, s. u. Infusorien A)… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Haarlose Infusorien — Haarlose Infusorien, bei Oken eine Sippschaft der eigentlichen Infusorien, meist mit Wimpern am Munde; gehören zu den kleinsten, nur dem bewaffneten Auge sichtbaren Thierchen. Einige sind kugelförmig (Kugelinfusorien); darunter: a) Punktthierchen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Infusionsthierchen — (Infusorien, Infusoria), bei Cuvier die letzte Klasse des Thierreichs, haben ihren Namen daher, weil sie in den Aufgüssen (Infusiones) aller organischer Substanzen vorkommen; übrigens leben sie in allerlei stillstehenden sumpfigen Gewässern, wie… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Lorenz Oken — Lorenz Oken, eigentlich Laurentius Okenfuss, (* 1. August 1779 in Bohlsbach bei Offenburg in Baden; † 11. August 1851 in Zürich) war ein deutscher Mediziner und Naturforscher. Inhalts …   Deutsch Wikipedia

  • Zeugung — (Generatio), der Inbegriff der Vorgänge, durch welche neue organische Einzelwesen gebildet werden. Erfolgt die Z. so, daß gewisse Bestandtheile eines organischen Wesens zu neuen Individuen auswachsen, so heißt dies Fortpflanzung (Propagatio);… …   Pierer's Universal-Lexikon

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