Traum

Traum

Traum, lat. somnium, nennen wir die Thätigkeit der Seele während des Schlafes. Im Schlafe ruhen die von dem Gehirn und Rückenmark abhängigen vitalen Processe, namentlich die Thätigkeit des Gesichts-, Gehörs- und Tastsinnes, die durch die Sinne vermittelte Einwirkung der Außenwelt auf die Seele hört auf od. ist wenigstens eine außerordentlich beschränkte, daher verdunkelt sich auch das Bewußtsein, und als Folge davon das bewußte Denken (Reflexion) und Wollen. Dagegen dauern die von dem Gangliensystem abhängigen Verrichtungen fort, das Gemeingefühl (die allgemeine Empfindung von dem innern Zustande des Leibes) ist in lebhafter Thätigkeit u. erregt in der Seele Vorstellungen. Die Beschaffenheit des T.es, ob angenehm od. unangenehm, hängt theils von dem Gemeingefühle (bei überfülltem Magen, Blutandrang gegen den Kopf, Athmungsbeschwerden etc. träumt niemand angenehm), theils von der Phantasie ab (der Betrübte, Bedrohte etc. träumt in der Regel schwer); der intellectuelle u. sittliche Gehalt des T.es wird dagegen durch die intellectuelle und sittliche Ausbildung des Menschen bestimmt (der Mann träumt anders als das Kind, der Gelehrte anders als der Jäger, der Keusche anders als der Wüstling), und daher ist die Behauptung, daß man einen Menschen auch an seinen Träumen zu kennen vermöge, mit gewisser Beschränkung genommen keine unwahre. Jedenfalls hat aber das T. leben der Seele eine viel geringere Bedeutung als das wache Leben u. der Volksmund bezeichnet die Träume ganz richtig als Schäume; daß jedoch die meisten Völker alter und neuer Zeit in den Träumen etwas Prophetisches gesucht haben, befremdet den nicht, welcher die verschiedenen Mittel kennt, deren sich schon die Menschen bedient haben um einen Blick in die Zukunft zu werfen. – Das T. leben dauert während des ganzen Schlafes fort; von den Träumen im gefunden, tiefen Schlafe können wir nichts Bestimmtes wissen, weil wir sie vergessen oder von den Morgenträumen nicht zu unterscheiden vermögen.


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  • Traum — [trau̮m], der; [e]s, Träume [ trɔy̮mə]: 1. während des Schlafens auftretende Vorstellungen und Bilder: ein schöner, schrecklicher Traum; einen Traum haben, deuten; jmdm. einen Traum erzählen; etwas im Traum erleben, sehen. Zus.: Angsttraum. 2.… …   Universal-Lexikon

  • Traum — der; (e)s, Träu·me; 1 Bilder, Gedanken, Gefühle, die man während des Schlafes hat: Ich hatte heute Nacht einen seltsamen, bösen, wirren Traum; Meine Großmutter ist mir im Traum erschienen || K : Traumbild, Traumdeutung, Trauminhalt, Traumsymbolik …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • traum- — Traum [trau̮m] <substantivisches, selten adjektivisches Präfixoid>: drückt aus, dass das im Basiswort Genannte so schön, ideal ist, wie man es sich erträumt, in einer Art ist, von der man träumt: Traumarbeit; Traumarzt; Traumauto; Traumbez …   Universal-Lexikon

  • Traum- — Traum [trau̮m] <substantivisches, selten adjektivisches Präfixoid>: drückt aus, dass das im Basiswort Genannte so schön, ideal ist, wie man es sich erträumt, in einer Art ist, von der man träumt: Traumarbeit; Traumarzt; Traumauto; Traumbez …   Universal-Lexikon

  • Traum — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Bsp.: • Ich hatte einen komischen Traum. • Was ist dein großer Traum, Alison? • Was ist dein Traum für deine Zukunft? …   Deutsch Wörterbuch

  • Traum — Sm std. (9. Jh., troumsceidari 8. Jh.), mhd. troum, ahd. troum, as. drōm Stammwort. Aus g. * drauma m. Traum , auch in anord. draumr, me. dream, afr. drām; daneben ae. drēam, as. drōm Freude, Jubel , das vielleicht ein anderes Wort ist. Herkunft… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Traum — »im Schlaf auftretende Vorstellungen; sehnlicher Wunsch; traumhaft Schönes«: Das altgerm. Substantiv mhd., ahd. troum, niederl. droom, engl. dream, schwed. dröm gehört zu der unter ↑ trügen behandelten Wortgruppe. – Abl.: träumen »einen Traum… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Traum [1] — Traum, nennt man die Vorstellungen u. Vorstellungsreihen, welche während des Schlafs unabhängig ebenso von einer gegenwärtigen äußeren sinnlichen Anregung, als von der absichtlichen u. willkürlichen Thätigkeit des Vorstellenden entstehen. Da die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Traum [2] — Traum, so v.w. Drohm …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Traum — (lat. Somnium), die Fortsetzung der geistigen Tätigkeit während des Schlafes bei mangelndem klaren Bewußtsein des Schläfers. Der Unterschied zwischen Schlaf und Wachen liegt wesentlich darin, daß die höhern Geistesfunktionen: kritisches Denken… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Traum — Traum, das Erzeugnis der Seelentätigkeit im Schlafe, welche zusammenhängende Reihen von Erscheinungen und Ereignissen vorführt, die scheinbar durch die Sinne zum Vorstellungsvermögen gelangen, in Wirklichkeit im Gehirn selbst (aus dem Gedächtnis) …   Kleines Konversations-Lexikon

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