Französische Kunst

Französische Kunst

Französische Kunst. Dieselbe war im Mittelalter ungefähr auf demselben Standpunkte wie in Italien u. Deutschland; die Baukunst entwickelte gegen Ende des 11. Jahrh. den Rundbogen oder roman. Styl ziemlich rein, ging von diesem zu dem Spitzbogen od. goth. Styl über, entfaltete sich aber weder so rein noch so großartig wie in Deutschland. Von den Malereien aus jener Zeit schätzt man Miniaturen in Handschriften, besonders aber Glasmalereien (s. d.). Die eigentliche franz. Kunstgeschichte beginnt ziemlich spät unter Karl VIII., Ludwig XII. und Franz I. durch die enge Berührung mit Italien. Damals bildete sich in der Baukunst der sog. Styl der Renaissance, welcher die goth. Grundform mit den antiken Ornamenten verschmelzen wollte. Die Kunstentwicklung wurde jedoch bald durch die Bürgerkriege und besonders durch die Feindseligkeit gehemmt, welche der Calvinismus derselben entgegensetzte; doch hatte Frankreich Maler wie Cousin, u. in Goujon einen trefflichen Bildhauer, indessen wurden doch die meisten künstlerischen Arbeiten von Italienern aus geführt. Selbständig wurde die franz. Kunst unter Ludwig XIII. und erreichte ihre Höhe in der Glanzperiode Ludwigs XIV. Der Baukunst u. der mit ihr zusammenhängenden Gartenkunst wirst man zwar mit Recht Steifheit u. Kälte vor, kann ihr aber doch eine gewisse Großartigkeit nicht absprechen. Die Malerei emancipirte sich von den Italienern durch Callot und Vouet, den Stifter der eigentlichen älteren französ. Malerschule; unter Ludwig XIV. erreichte die Landschaftsmalerei durch Poussin u. Claude Lorrain die höchste Stufe, die Historienmalerei durch Lesueur u. Lebrün (Schule von Versailles), neben welchen Meistern Männer standen wie die beiden Mignards, Bourdon etc. Dagegen gelangte die Bildhauerkunst unter Ludwig XIV. zu ihrer Höhe im 15. und 16. Jahrh. nicht mehr, indem sie sich gänzlich zur Nachbildung des italien. Styles wandte, zwar Großartiges schaffen wollte, in der Regel aber nur Theatralisches zu Stande brachte, trotz der fleißigen Ausführung u. technischen Vollkommenheit. Schon in Ludwigs XIV. späterer Zeit, noch mehr aber nach ihm trat ein Verfall der Kunst ein; jeder Kunstzweig wurde in affectirter Manier behandelt, eine üppige, weichliche und kraftlose Darstellung war vorherrschend, besonders in der Malerei (Watteau, Boucher etc.); Ausnahmen machten jedoch der Genremaler Greuze und besonders der Landschaftsmaler Vernet. In der Baukunst bildete sich unter Ludwig XV. der sog. Rococcostyl aus, der sich durch Armuth in den Entwürfen und durch Ueberladung mit schwülstigen Ornamenten auszeichnet. Die Revolution gab natürlich der Kunst eine neue Richtung und zwar zurück auf die strenge antike Darstellungsweise, wie überhaupt die Franzosen es im polit. Leben den alten Römern und Griechen nachthun wollten. So in der Baukunst, und als sich die classischen Neubauten für das nordische Wesen als fremd und kalt erwiesen, suchte man später u. bis in die neueste Zeit entweder durch Zugaben aus dem Renaissance- oder aus dem Basilikenstyle nachzuhelfen. In der Malerei gründete David (s. d.) eine neue Schule, die nach dem Vorbilde der Antike edle Auffassung, correcte Zeichnung und die Darstellung großartiger Handlungen anstrebte; neben David nahmen Gerard und Gros die ersten Plätze ein, man warf ihnen aber Entfremdung von dem Wesen der Malerei durch Usurpation der plastischen Darstellungsweise vor und eine dadurch bewirkte Kälte, welche durch theatralische Auffassung nur mehr fühlbar wurde. Daher bildete sich neben David die Schule Regnaults, welche sich die großen italien. Maler zum Vorbilde nahm u. in welcher sich Guérin u. Girodet vor allen auszeichneten. Die neue Schule, von den Franzosen die romantische genannt u. besonders seit 1830 aufgeblüht, entsagt der antikenartigen Richtung gänzlich; sie sucht ihren Stoff vorzugsweise in dem nationalen Leben der Gegenwart, componirt fast dramatisch, behandelt das Costum mit besonderer Kunst und leistet in der Farbengebung Ausgezeichnetes, welche jedoch bei einzelnen Malern in das Grelle ausarten soll. König Louis Philippe hat der neuen Malerei einen bedeutenden Theil seiner Civilliste geopfert und so hauptsächlich zu deren Aufschwung beigetragen. Als die ausgezeichnetsten Historienmaler gelten: Horace Vernet, Delacroix, Delaroche, Scheffer; Genremaler: Grenier, Destouche, Jeanson, Jacquart etc.; Landschaftsmaler: Isabey, Gudin, Geraux, Garneray, Morel-Fatio, Rousseau, Dupré, Marilhat, Joyant etc. Auch die untergeordneten Arten der Malerei, als Aquarell-, Pastell-, Miniatur-, Porzellanmalerei etc. werden sehr fleißig cultivirt; deßgleichen die Glasmalerei (Maréchal in Metz), die aber der deutschen noch nicht gleichkommt. Die Bildhauerkunst folgte durch David (Pierre Jean, s. d.) dem neuen Impulse und hat sich von der Antike ab gewendet.


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