Faulfieber

Faulfieber

Faulfieber ist derjenige fieberhafte Krankheitszustand, dessen Wesen in einer acuten Zersetzung des thierischen Organismus besteht. Wie im Brand (gangraena) das schnelle Absterben einen einzelnen bestimmten Theil des Gesammtorganismus, so erfaßt im F. der Zersetzungsprozeß den Gesammtorganismus selbst. Specificirter Krankheitsprozeß, wie etwa die Pocken, das Scharlach etc. ist das F. nicht, sondern es kann als letzter Akt jeder acuten Krankheit auftreten. In der Regel geht das F. aus dem Nervenfieber hervor. Symptome desselben sind: der höchste Grad von Ermattung, Eingenommenheit des Kopfes, Stumpfsinn, stille Delirien, frequenter kleiner Puls, für das Gefühl der fremden Hand beißende Hitze (calor mordax) bei welker Haut, innerliche und äußerliche Blutungen eines schwarzen nicht gerinnbaren Blutes, daher petechiae, vibices, Blutungen aus Mund u. After, ein stinkender, aashaft riechender Athem, dunkler, Blutbestandtheile enthaltender Urin. Die Vorhersage bei dieser Krankheit ist eine sehr schlimme. Die Diagnose ergibt sich aus den Zeichen der chem. Zersetzung der thierischen Bestandtheile in Verbindung der durch die nervösen Symptome sich beurkundenden Anzeigen der höchsten Lebensschwäche. Die Behandlung besteht in der kunstgerechten Anwendung der s.g. fäulnißwidrigen (antiseptica) Arzneimittel in Verbindung mit den die Lebenskraft anspornenden Reizmitteln (nervina). Zu erster gehören in erster Reihe die Säuren: Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure, Essig- u. Citronensäure, sodann die China mit ihren verschiedenen Präparaten. Von den Metallen das Eisen und seine Präparate. Zu diesen und zugleich den Reizmitteln gehören die Serpentaria, die Arnica. Reine Reizmittel: Aether, Moschus, die große Anzahl vegetabilischer Reizmittel.


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  • Faulfieber — (Febris putrida), eine durch eine der Fäulniß ähnliche Zersetzung des Blutes bedingte Fieberform, s.u. Fieber …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Faulfieber — (putrides Fieber), Fieber, das durch Aufnahme fauliger Stoffe in das Blut entsteht, namentlich Wundfieber und Kindbettfieber. Vgl. Septichämie. – F. bei Pferden, s. Blutfleckenkrankheit …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Faulfieber — Faulfieber, Pferdekrankheit, s. Petechialfieber …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Faulfieber — 1. Er hat das (laborirt am) Faulfieber. – Mayer, II, 55; Sandvoss, 272; Reinsberg VII, 102. Ist arbeits oder lernscheu. Frz.: Il ne fait oeuvre de ses dix doigts. (Lendroy, 615.) 2. Er hat ein beständiges Faulfieber. – Mayer, II, 140 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Faulfieber, das — Das Faulfieber, des s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein Fieber, welches von einer besondern Schärfe verursacht wird, welche aus den in den ersten Wegen verfaulten Speisen und Getränken entstanden, und in das Blut übergegangen ist;… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Faulfieber — Läusefieber (umgangssprachlich); Fleckfieber …   Universal-Lexikon

  • Faulfieber — Trägheit. Ursprünglich umgs. geheuchelte Krankheit fauler Schüler und Arbeitsscheuer …   Berlinerische Deutsch Wörterbuch

  • Faulfieber — Faulfiebern geheuchelteKrankheitfaulerSchülerundArbeitsscheuer.EigentlicheinFieber,dassichnachdemGenußvonverfaultenSpeisenundGetränkeneinstellt.Seitdemspäten18.Jh.;vielleichterstmaligvonJeanPaul1796umgedeutet …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • -fĭdus — (Bot., spaltig), als Anhängssylbe, d.h. nicht über die Mitte hinaus getheilt, bes. von Blättern, mit spitzigen Buchten, die etwa bis zur Mitte gehen, u. spitzigen Lappen, die nach der Zahl letzterer dann zwei , drei u. mehrspalig (bi , tri ,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Windgeschwulst — (Trommelsucht, Pneumatosis), krankhafter Zustand, wo eine ungewöhnlich große Menge von atmosphärischer Luft od. von andern Gasarten u. elastischen Flüssigkeiten im Zellgewebe od. in andern Theilen des Körpers vorhanden ist. Die Luftarten sind aus …   Pierer's Universal-Lexikon

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