Dalberg

Dalberg

Dalberg, ursprünglich Dalburg, altes freiherrliches Geschlecht, dessen Adel sich bis in das 10. Jahrh. zurückweisen läßt; im 14. Jahrh. starb der Mannsstamm aus und der Name ging durch die Erbtochter Greta an die Kämmerer von Worms über. Bei jeder Kaiserkrönung fragte der Reichsherold vor dem Ritterschlage: ist kein Dalberg da? u. der Kaiser ertheilte dem Anwesenden den ersten Ritterschlag. Aus diesem Geschlechte haben sich einen historischen Namen erworben: Johanna. D., geb. 1445, gest. 1503, Bischof von Worms, Beförderer jener Bildung, die sich aus dem Studium der antiken Literatur entwickelte, Beschützer Reuchlins in dessen Fehde mit den Kölner Dominikanern. – Adolf v. D., gest. 1734, gefürsteter Abt zu Fulda, Stifter der kathol. Universität zu Fulda. – D., Emmerich Joseph, Herzog von, Pair von Frankreich, geb. 1773, zuerst im kurmainz. dann im bad. Staatsdienste, ging 1810 nach Paris und wurde von Napoleon zum Herzog ernannt mit einer Dotation von 400000 Fr. Als Talleyrand, sein Freund und Gönner, in Ungnade fiel, zog sich D. zurück, wurde 1814 nach dem Einrücken der Verbündeten in Paris Mitglied der provisorischen Regierung und wirkte mit Talleyrand für die Restauration der Bourbons. Beim Wiener Congresse war er 2. franz. Gesandter und unterzeichnete die Aechtung Napoleons, wurde später Gesandter in Turin und soll dort die Revolution von 1821 befördert haben; er st. 1833 auf seinem Schlosse Hernsheim bei Worms. – D., Carl Theodor Anton Maria, geb. 8. Febr. 1744 zu Hernsheim, studierte zuerst die Rechte und wurde dann von seinem Vater dem geistlichen Stande bestimmt. Er wurde alsbald Domherr zu Mainz, Worms und Würzburg, 1772 Statthalter zu Erfurt, 1787 Coadjutor des Erzbischofs von Mainz und des Bischofs von Worms, 1788 Bischof von Constanz und Erzbischof von Tarsus, 1802 Kurfürst zu Mainz und Erzkanzler des deutschen Reichs. Für die an Frankreich verlorenen Besitzungen jenseits des Rheins und die säcularisirten diesseits des Rheins wurde er mit Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar entschädigt. 1804 war er bei der Kaiserkrönung in Paris und unterhandelte zwischen Napoleon und Pius VII.; bei der Stiftung des Rheinbundes und der Auflösung des Reichs hörte die Reichskanzlerwürde auf, D. wurde Mitglied des Rheinbundes und dessen Fürst-Primas, für das an Bayern abgetretene Regensburg erhielt er Fulda, Hanau, Frankfurt und den Titel Großherzog, mußte aber Napoleons Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Nachfolger ernennen. Nach dem Sturze Napoleons wurde D. als undeutscher Mann und Fürst bitter angeklagt und während die anderen Rheinbundfürsten die ihnen von Napoleon gegebenen Titel und Beutestücke vom Reiche behielten, verlor D. alles; er zog sich nach Constanz und in die Schweiz, später nach Regensburg zurück, wo er 1817 st. D. wegen seiner politischen Laufbahn verurtheilen, heißt alle deutschen Fürsten jener Zeit von dem König von Preußen bis zu den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und Hechingen verurtheilen, denn von 1796–1806 war jeder bereit für ein Stück Deutschlands Kaiser und Reich Napoleons Gutdünken zu überlassen; zudem erwartete D., von Napoleon bezaubert und verblendet, von demselben die Wiederherstellung eines besseren kirchlichen und politischen Lebens für alle Völker Europas. Als Fürst regierte er gerecht und milde, unterstützte Gewerbe und Ackerbau, spendete mit außerordentlicher Freigebigkeit Wohlthaten nach allen Seiten, so daß sein Andenken bei seinen ehemaligen Unterthanen noch immer ein gesegnetes ist. Als Bischof trifft ihn gerechter Tadel, denn die Richtung seiner Zeit entschuldigt keinen kirchlichen Würdeträger für Handlungen gegen seine geistliche Pflicht; D. war in seiner Jugend Illuminat und Freimaurer und wiewohl er später für den Glauben an die christl. Offenbarung in die Schranken trat, huldigte er dem Aufklärungssysteme des vorigen Jahrh. zu sehr, als daß er nicht bewußt u. unbewußt gegen kirchliche Institutionen gewirkt hätte. Diese philosophische und auf das materiell Nützliche zielende Richtung seiner Zeit spiegelt sich bereits in den Titeln seiner Schriften: »Betrachtungen über das Universum« 1777; »Verhältniß zwischen Moral u. Staatskunst« 1786; »Anemomètre proposé aux amateurs de la météorologie« 1782; »Grundsätze der Aesthetik« 1791; »Von dem Bewußtsein als allgemeinem Grunde der Weltweisheit« 1793; »Von der Erhaltung der Staatsverfassungen« 1795; »Von der Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der Steinschneiderei« 1800; »Betrachtungen über den Charakter Karls des Gr.« 1806; »Perikles« 1808.


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